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Als wir auf die A40 fahren, stehen wir sofort im Stau. Das bekannte Problem, über einen der üblichen Verkehrswege aus dem Ruhrgebiet heraus zu kommen, verschont uns auch dieses Mal nicht. Auch zwischen Hagen und Siegen läuft es ziemlich zäh, was eine Pause im Gasthof zum goldenen „M“ unumgänglich macht. Kalorienreich gestärkt landen wir nach einigen Stunden doch noch im fernen Garmisch-Partenkirchen, wo für uns sogar die Sonne vom Himmel lacht. Als erste Tour auf dieser Reise wandern wir auf den Wank, der als Berg selbst zwar eher unscheinbar ist, gegenüber den imposanten Waxensteinen, Alpspitze und Zugspitze, aber dafür eine um so bessere Aussicht auf diese oben genannten großen Namen bietet. Herunter nehmen wir die Seilbahn, weil ich mir nicht schon wieder direkt auf der ersten Tour meine Knie und Hüften ruinieren will. Man lernt ja nie aus.

Apropos Seilbahn: Zwei Tage später stehen wir früh morgens an der Talstation der Alpspitzbahn auf den Osterfelder Kopf. Ich habe abends extra autogenes Training gemacht, um den Schock besser verkraften zu können, als die Frau hinter dem Schalter aber sagt, sie bekäme 60 Euro von uns, passiert es aber doch wieder: Mir wird schwarz vor Augen und ich nehme statt Geräuschen nur ein unangenehmes Pfeiffen wahr. Dann kippe ich vorne über und schlage hart mit dem Kopf auf dem Verkaufstresen auf. Als ich zu mir komme ist Sarah verschwunden. Die Frau hinter dem Schalter lässt ausrichten, ich solle doch einfach in die nächste Gondel steigen, sie sei schon mal vor gefahren und trinkt einen Kaffee… Das ist natürlich ein starkes Stück. Ich steige also in die nächste Gondel, muss vor lauter Aufregung aber in eine Tüte atmen. Der Gondelführer ermahnt mich zu allem Überfluss noch, dass ich eine FFP2-Maske tragen müsse, was ich nicht nachvollziehen kann, da ich doch, für ihn deutlich sichtbar, in eine Tüte atme, also die Kabineninnenluft von meinem Atem völlig unangetastet bleibt. Aber ich will auch keinen Ärger und setze die Maske dann eben auf. Oben finde ich Sarah auf der Sonnenterrasse, ignoriere aber vollends die bisherigen Geschehnisse.

Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zur Alpspitz-Ferrata. Der Klettersteig ist technisch ziemlich leicht, die Routenführung aber schön und die Aussicht überragend. Es ist aber auch ziemlich viel los hier. Der Abstieg über die Ostflanke ist im Schotter eher unangenehm aber irgendwann auch überstanden. Als die Seilbahn uns mit vielen anderen an der Talstation wieder ausspuckt, ist es für uns Zeit, weiter zu fahren.

Wir landen am Kalterer See in Südtirol, wo es ziemlich voll ist, aber dafür bekanntlich auch wunderschön. Wir radeln auch dieses Mal wieder auf den Mendelpass und essen in Eppan ein Stück Kuchen im Lieblingscafé. Auf der Abfahrt mache ich Quatsch (Schlangenlinien fahren, Superman-Posing, Fratzen schneiden, etc), wobei ich einen großen Stein übersehe und voll drüber bretter. Es passiert zwar nichts, soll sich aber ein paar Tage später noch rächen…

Auch zu Fuß umwandern wir den See und entdecken im Apfelfeld einen Einkaufswagen mit Äpfeln und Weintrauben, an denen man sich gegen eine freiwillige Spende bedienen darf. Das machen wir natürlich auch, wobei wir ein paar Meter weiter von entgegen kommenden Spaziergängern böse angeschaut werden. Offensichtlich werden wir voreilig des Diebstahles bezichtigt… Wir klären es nicht auf, sehen aber, wie die beiden sich auch noch an dem Einkaufswagen bedienen, als sie dort vorbei kommen, was für uns gleichzeitig die Katharsis unseres guten Rufes bedeutet.

Nach einem kurzen, kalten Aufenthalt am Reschenpass, wo wir wetterbedingt nur den Haidersee umwandern, landen wir im Lechtal. Hier finden wir etwas, was es nur noch selten gibt. Absolute Bergeinsamkeit. Wir steigen auf die 2201 Meter hohe Grubachspitze, wo wir den ganzen Tag nicht einem einzigen anderen Bergsteiger begegnen. Das bestätigt auch das Gipfelbuch, in dem nur wenige Menschen pro Woche verewigt sind. Der Weg zum Gipfel ist zwischendurch sehr steil, was Sarahs „Abstiegsparanoia“ schon beim Aufstieg erwachen lässt. Wie ein junges Fohlen stolpert sie zwischendurch in der Gegend herum. Die Unlust, dieses steile Gelände im Abstieg bezwingen zu müssen packt irgendwann auch mich. Ein Blick auf die Karte gibt allerdings Hoffnung, das es für den Abstieg eine weniger Steile aber längere Route geben müsste. Das sorgt dann zum Glück doch wieder für Motivation. Am Gipfel ist es windig und kalt und die Sicht ist immer noch gleich Null. Dementsprechend kurz ist unser Aufenthalt dort. Erst während des Abstieges reißt der Himmel auf und die wird deutlich besser.

Im Tal erleben wir dann unerwartet noch ein Abenteuer. Wir steigen im einzigen Gasthaus des Ortes ab. Hier wurde in den letzten Jahren auf Garantie rein gar nichts mehr verändert. Angefangen bei den Tischen und Stühlen über die Fliesen in den Toiletten bis hin zu den Wirtsleuten Bella und Heinz sowie ihren Gästen. Im Regal hinter dem Tresen steht ein Karton mit Raider-Schokoriegeln (siehe hierzu: https://www.youtube.com/watch?v=OP84_ajwbCc ) Man kennt sich hier seit Jahrzehnten. Die Gäste bringen sogar ihr benutztes Geschirr selbst in die Küche zurück. Dann gibt es offenbar noch eine Verwechslung bei den Bestellungen, denn während Sarah ihr Essen bereits aufgegessen hat, ist meines noch nicht mal angekommen. Bella sagt zwar zwischendurch, es liege daran, dass Heinz die Pilzsoße noch schnell frisch zubereiten muss, allerdings ist bei dem älteren Ehepaar einen Tisch weiter ebenfalls so, dass er schon aufgegessen hat, während sie noch auf ihr Essen wartet. Der Verdacht, dass Sarah versehentlich das Essen der Nachbarin bekommen hat erhärtet sich spätestens, als ich zeitgleich mit dieser mein Essen erhalte. Dass Heinz die Pilzsoße frisch zubereitet hat klingt nun auch nicht mehr plausibel, da die Pilze ziemlich sicher aus der Dose sind. Aber wenigstens die Bierpreise sind angemessen und das ist doch das Wichtigste.

Später sehe ich eine Google-Rezension die besagt: „Es ist alles sehr surreal. Wer sich aber vollumfänglich darauf einlässt, kann hier wahrlich ein Abenteuer erleben 5/5“. Da kann ich mich nur anschließen.

Als letzte Station machen wir in Bad Hindelang halt. Schon ewig reizt mich der Oberjoch-Pass mit seinen neun Kehren, aus irgendwelchen Gründen hat es bisher aber nicht geklappt. Auch heute ist es wieder eng, denn der Stein, den ich am Kalterer See übersehen habe, hat meinen hinteren Schlauch auf dem Gewissen, was ich jetzt erst bemerke. Ich kämpfe unangemessen lange mit dem Reifen und der Felge, schaffe es aber doch noch, einen neuen Schlauch einzuziehen. Jetzt ist es endlich so weit und ich werde auch nicht enttäuscht von dieser Strecke. Die Steigung, Strecke und der Höhenunterschied sind wirklich wie gemacht für Rennradfahrer. Hier kann man ohne groß nachzudenken einfach voll reintreten ohne zu taktieren. Und so ist das Vergnügen auch recht schnell vorbei. Wir radeln noch eine Runde über Wertach und Sonthofen wo wir ein sehr gutes Eis essen und dann zurück nach Hindelang, wo wir abends in ein Gasthaus zum Essen gehen. Es ist gut aber langweilig im Gegensatz zu Bella und Heinz. Auf der Rückfahrt kommen wir sehr gut durch, bis wir Hagen erreichen. Ab hier stehen wir im Stau…

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